Dienstag, 14. Oktober 2014

Neue Depressionen am Rand der Caldera

Das Icelandic Met Office hängt seit gestern Mittag ein wenig mit den Erdbeben hinterher. Diese werden meist erst Stunden später manuell bestätigt und somit war es mir nicht möglich, gestern etwas Verlässliches zu schreiben. Zumindest gibt es heute verlässliche Werte für gestern, auch wenn die Erdbeben nicht in die Karten nachgetragen worden sind.

Zu aller erst ein kleiner Nachtrag zu meinem Post vom Sonntagnachmittag:

Mehrere starke M3+ Erdbeben ereigneten sich noch unter der Caldera.

- M3.7 um 17:22 Uhr
- M3.0 um 18:29 Uhr
- M4.1 um 19:07 Uhr
- M3.1 um 19:20 Uhr
- M3.7 um 19:26 Uhr
- M5.2 um 21:23 Uhr in einer Tiefe von 8,8 km am Nordrand der Caldera
- M3.1 um 21:25 Uhr
- M4.1 um 21:51 Uhr

Farbskala:
M 3,0 - 3,9 M 4,0 - 4,9 M 5,0 - 5,9 M 6,0 - 6,9

Die Klassifizierung (Stärke) der Erdbeben am Bardarbunga, aufgeteilt in Farben, von "Gelb" (Moderates Erdbeben) bis hin zu "Lila" (Extremes Erdbeben) 

Somit brachte der Sonntag (12.10.2014) ingesamt 13 Erdbeben >M3 mit sich. 2 davon erreichten eine Magnitude über 5. Ingesamt war der Tag seismisch sehr aktiv, wie man auf der unteren Grafik sehen kann. Eine erhöhte Aktivität im Dyke und ein sehr aktiver Tag im Bereich der Caldera.

Preliminary analysed data by the SIL seismic monitoring group of the Icelandic Meteorological Office


Am gestrigen Tag (13.10.2014) wurden ingesamt 155 Erdbeben aufgezeichnet. Rund 50 sollen laut IMO im Bereich des Dykes verzeichnet worden sein. Dazu kommt ein kleinerer Schwarm am Tungnafellsjökull mit ca. 15 Erdbeben.

Die stärksten Erdbeben am 13.10.2014:

- M3.6 um 01:05 Uhr
- M3.6 um 06:01 Uhr
- M4.8 um 09:16 Uhr
- M4.4 um 09:26 Uhr
- M3.6 um 15:27 Uhr
- M3.2 um 15:41 Uhr
- M4.7 um 19:00 Uhr

Farbskala:
M 3,0 - 3,9 M 4,0 - 4,9 M 5,0 - 5,9 M 6,0 - 6,9

Die Klassifizierung (Stärke) der Erdbeben am Bardarbunga, aufgeteilt in Farben, von "Gelb" (Moderates Erdbeben) bis hin zu "Lila" (Extremes Erdbeben)
 
Wie oben bereits geschrieben, wurden noch nicht alle Erdbeben des Tages nachgetragen und fehlen somit in folgender Grafik.

Preliminary analysed data by the SIL seismic monitoring group of the Icelandic Meteorological Office


Heute (14.10.2014) hängt das Icelandic Met Office auch mit den Erdbeben hinterher. Bisher sind rund 100 Erdbeben bestätigt. Ca. 30 im Bereich des Dykes und die restlichen unter der Caldera.

Die stärksten Erdbeben des Tages:

- M4.7 um 01:10 Uhr
- M3.1 um 01:39 Uhr
- M4.5 um 06:41 Uhr
- M4.7 um 13:03 Uhr
- M3.0 um 15:08 Uhr

Farbskala:
M 3,0 - 3,9 M 4,0 - 4,9 M 5,0 - 5,9 M 6,0 - 6,9

Die Klassifizierung (Stärke) der Erdbeben am Bardarbunga, aufgeteilt in Farben, von "Gelb" (Moderates Erdbeben) bis hin zu "Lila" (Extremes Erdbeben)

Preliminary analysed data by the SIL seismic monitoring group of the Icelandic Meteorological Office

Die erhöhte Aktivität im Dyke lässt sich darauf zurückführen, dass kein Sturm mehr auf Island herrscht. In den ersten Oktobertagen waren immer wieder Stürme über Island gezogen und haben somit die Erdbebenerkennung kleinerer Erdbeben im Dyke beeinträchtigt.


Caldera GPS

Seit gestern Mittag 12 Uhr geht das GPS der Caldera wieder. In der Zeit, wo es offline war, ist die Caldera um ca. 1 Meter weiter abgesunken. In einer Erklärung von IMO hieß es, dass dem Transmitter, der am Kverkfjöll steht, zu wenig Strom zum Weiterleiten der Daten zur Verfügung stand.
Seitdem das GPS wieder geht, sank die Caldera in 24 Stunden um rund 30 cm ab. Somit befinden wir uns auf dem Niveau der vergangenen Wochen.


Depressionen am Calderarand und auf der Gletscherzunge

In einem Interview mit Magnus Tumi Gudmundsson (Dekan der University of Iceland, Geophysiker) wurde bestätigt, dass es einen Überflug der Caldera und der Gletscherzunge inklusive der Eruptionsstelle am 11.10.2014 gab. Leider gibt es keine neuen Fotos von der Caldera selbst, wieso auch immer.

Die Ergebnisse sind:

- einige Depressionen auf der Gletscherzunge waren tiefer als zuvor, jedoch sind keine Anzeichen für eine Eruption erkennbar gewesen.
- viele Depressionen sind nicht gut genug überwacht und verzeichnet, aber dadurch, dass Sie tiefer werden, sollten diese nun besser überwacht werden.
- desweiteren wurden auch am Calderarand erstmals einige kleinere Depressionen entdeckt.

Man geht davon aus, dass erhöhte geothermale Aktivitäten im Bereich der Gletscherzunge und am Calderarand stattfinden und für die Depressionen verantwortlich sind. Das widerum würde bedeuten, dass sich das Magma an diesen Stellen nicht weit (2-3 km Tiefe) unter der Erdoberfläche befindet.
In naher Zukunft wird man sehen, ob der Prozess von geothermaler Aktivität begonnen hat oder nicht.


Erhöhte Aktivität am Tungnafellsjökull

Ich möchte noch einmal kurz, nach dem erneuten Schwarm am Tungnafellsjökull, auf den Vulkan eingehen. Dieser besitzt keine aufgezeichnete Eruption in den letzten 10000 Jahren. Somit ist das Wissen über den Vulkan sehr begrenzt.
Es ist natürlich möglich, dass die aktuellen Aktivitäten am Bardarbunga den Tungnafellsjökull beeinflussen könnten und eine kleine Eruption zur Folge hätten, jedoch sehe ich die Erdbeben eher als Stressbeben an. Der ganze Untergrund im Gebiet des Bardarbunga ist in Bewegung und Stressbeben aufgrund der ganzen Bewegung sind normal.
Es gibt (vorerst) keine unmittelbare Gefahr einer Eruption am Tungnafellsjökull.

Der linke Pfeil in der folgenden Grafik zeigt den Gletscher Tungnafellsjökull mit dem gleichnamigen Vulkan.

Credits Icelandic Met Office
Der rechte Pfeil zeigt das Gebiet des Vulkans Herdubreid. Auch hier werden immer mal wieder einige Erdbeben aufgezeichnet. Die Aktivitäten hier befinden sich aber auch auf normalen Niveau. Erdbeben tauchen immer wieder an schlafenden Vulkanen auf.


Zum Abschluss dieses Posts nochmal einmal unsere drei weiterhin als "am Wahrscheinlichsten" angesehenen Szenarien:

1. Die Absenkung der Bardarbunga Caldera stoppt und die Eruption im Holuhraun Lavafeld ebbt allmählich ab.
2. Eine große Absenkung der Caldera, die die Eruption im Holuhraun Lavafeld verstärkt oder verlängert. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass die Ausbruchsspalte Richtung Dyngjujökull weiter aufreißt, was zu einem Gletscherlauf und zu einer Ascheeruption führen würde. Es ist außerdem möglich, dass eruptive Risse unter anderen Stellen am Gletscher entstehen.
3. Eine große Absenkung der Caldera, die zu einem Ausbruch der Caldera führt. Infolgedessen würden große Mengen an Eis schmelzen. Es würde ein gewaltiger Gletscherlauf entstehen und viel Asche produziert werden.  


2 Kommentare:

  1. Hallo
    ich habe mal wieder eine Frage. Ich war da es gestern keine Neuigkeiten gab auf einer Isländischen Seite gelesen das sich die Spaltenerruption in die Länge zieht.Auf Grund meiner desolaten englisch Kenntnisse könnte es ja sein das ich etwas falsch übersetzt habe.Ist es wirklich so das sich die eruptionsstelle in richtung des Gletschers erweitert?
    MFG

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    1. Im Moment gibt es dafür keine Anzeichen. Es ist nur der Baugur Krater der eruptiert.
      Die Möglichkeit besteht natürlich, dass die Spalte zur Gletscherzunge hin aufreißt, jedoch halte ich diese Möglichkeit für geringer, als das sich eine neue Spalte irgendwo subglazial bildet.

      Liebe Grüße

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